Ab auf die Schanze!

 In Warmensteinach eifern die Kleinsten ihren großen Idolen aus dem Fernsehen nach

WARMENSTEINACH

Von Harald Judas im Nordbayerischen Kurier vom 29.10.2018

Besser wie gedacht“, sagt der sechsjährige Max. Kurz davor ist er das erste Mal den Auslauf der kleinen Sprungschanze hinuntergefahren. Angelockt vom Schnupperskispringen, das der WSV Warmensteinach veranstaltet hat.

„Wir wollen eine Neulings-Gruppe aufmachen“, erklärt der WSV-Vorsitzende Florian Dörfler dazu. Über das Mitteilungsblatt oder Mundpropaganda war eingeladen worden. Und zur Unterstützung der neun richtigen Neulinge waren auch einige jüngere Skispringer, die schon länger angefangen haben vor Ort. „Die Neulinge können sich von Älteren etwas abschauen.“

Max, der in Oberwarmensteinach daheim ist, jedenfalls gefällt das Training bis jetzt. „Ich fahre oft Ski“, erzählt er. „Und ich bin auch schon mal gesprungen“. Bis jetzt halt nur auf dem Skihang. Doch jetzt hat er ein Ziel, sagt bestimmt: „Ich will Skispringer werden.“ Nachdem er bisher Skispringen vor allem „mit Papa im Fernsehen“ gesehen hat.

Ein erster Erfolg ist, dass er ohne Sturz unten ankommt und nur mit den Händen den Boden berührt. Schon ist der Ehrgeiz geweckt. Also Ski gepackt und wieder nach oben. Und tatsächlich: Im zweiten Versuch, berührt er nur noch ganz kurz den Boden. „Ich habe Gas gegeben“, kommentiert er.

Begonnen hatte das Schnupperprogramm mit einem Aufwärmprogramm mit den Trainern Sonja Schmidt und Dominic Bauernfeind, inklusive Fangspiel. „Wie ich es erwartet habe“, sagt Schmidt und zeigt sich mit der Resonanz des Tages zufrieden. Dann wandert die Gruppe auch schon Richtung kleiner Schanze, wo Günter Göllner, seit Jahrzehnten als Trainer für den Skisprung-Nachwuchs im Fichtelgebirge tätig, erklärt: „Es sind welche dabei, die trauen sich nicht von oben herunterfahren – für die habe ich einen Schlitten gebaut.“ Und er zeigt den Schlitten mit Skiern unter den Kufen, der am Seil ein Stück weit den Aufsprung herunter gelassen werden kann.

Die Kinder können sich mit angeschnallten Skiern auf den Schlitten setzen. „Angst nehmen vor der Geschwindigkeit“ ist vorerst das wichtigste, sagt Göllner.

Am Rand der Schanze stehen derweil die Eltern. „Am Anfang müssen die Eltern dabei sein.“ Denn es geht mitunter nicht ohne Sturz ab, und Trost ist wichtig, auch wenn der Schreck größer ist als der Schmerz. „Das tat schon weh“, gesteht beispielsweise der fünfjährige Lorenz, der aber nach einem Sturz schon wieder zum Scherzen aufgelegt ist und sagt: „Ich bin doch kein Rasenmäher.“

Das Konzept, mit Schnupperskispringen Nachwuchs zu finden, funktionierte übrigens schon in der Vergangenheit. Auch Springer wie Simon Hüttel haben so angefangen, sagt Göllner. Ärgerlich ist nur, wenn der Mut für größere Schanzen nicht reicht. Denn hier fehlt im Fichtelgebirge weiter die mittlere 45-Meter-Anlage in Warmensteinach, deren Sanierung unverändert gestoppt ist. Was heißt, dass Training nur mit Auswärtsfahrten möglich ist. Die WSV-Verantwortlichen hoffen allerdings, dass die Anlage im neuen Jahr wieder sprungfähig gemacht werden kann.

Info: Das nächste Schnuppertraining findet statt am Mittwoch, 7.11. und Mittwoch, 14.11. jeweils ab 15:30 Uhr an der Sprungschanze. Auch Kinder deren Interesse jetzt erst geweckt wurde dürfen gerne einfach zum Training hinzukommen.