Von Andreas Gewinner. Elisabeth Schmidt, das Biathlon-Ausnahmetalent aus Warmensteinach, hat auf dem Weg in die Weltspitze ihre erste internationale Probe bestanden. Ein Weg, der zwangsweise wegführte von Warmensteinach. Und die nächste Hürde im sportlichen Bereich wartet schon.

Im März nahm Elisabeth Schmidt erstmals an der Junioren-EM in Norwegen teil. Im vorangehenden IBU-Cup hatte sie unter rund 100 Mitbewerbern in ihrer Klasse einen sehr guten achten Platz erreicht und sich für die EM qualifiziert: „Ich habe die Aufregung nach hinten geschoben, mich auf die Technik konzentriert. Es waren schwierige Bedingungen, und ich hatte noch zu viele Fehler, um ganz vorne dabei zu sein, habe aber trotzdem ein gutes Ergebnis erreicht.“

Es begann vor dem Elternhaus

Der lange Weg bis nach Norwegen war nicht ohne Rückschläge. Begonnen hat er auf der Königsheideloipe, die direkt an dem idyllisch gelegenen Elternhaus der 21-Jährigen vorbeiführt. Ihr Vater war ihr erster Trainer, ihre ältere Schwester war der erste Trainingspartner, an dem sie sich messen konnte.

2015 war ein Jahr der Wegscheide. Sie war krankheitsbedingt aus dem Kader geflogen. Und ohne Kaderstatus führt auch kein Weg in die Sportförderprogramme bei Bundes-, Landespolizei, Bundeswehr oder Zoll. Ausgedehnte Trainingsmöglichkeiten sind dabei mit einer zeitlich gestreckten Ausbildung kombiniert – Uniform und Staatsdienst als Plan B für angehende Profisportler.

Ihre Eltern glaubten an ihre Tochter und finanzierten ihr das Profi-Training und den Aufenthalt in Garmisch-Partenkirchen. Die finanzielle und moralische Unterstützung durch die Familie, „da bin ich unglaublich dankbar dafür, das ist ein Riesengeschenk“.

Profi-Training zahlt sich aus

Und sie zahlte sich aus. Sie gewann ihren ersten Vergleichswettkampf, kam wieder in den Kader und damit ins Sportförderprogramm der Bundespolizei nach Bad Endorf am Chiemsee. Doch weitere Rückschläge blieben nicht aus. In der Saison 2016/17 wurde sie wiederholt von Mandelentzündungen geplagt, nun sind die Mandeln heraus, Problem erledigt.

Und der Umzug an den Alpenrand war auch persönlich eine große Umstellung: raus aus der heimischen Großfamilie – sie hat sechs Geschwister – in die erste eigene Wohnung, „da war es auf einmal sehr still“.

Ihre Vermieterin in Garmisch ist übrigens niemand anders als Laura Dahlmeier, mehrfache Olympiasiegerin und Weltmeisterin im Biathlon.

Im Beruf mit echten Waffen

In der Ausbildung musste sie bereits das Kleinkalibergewehr mit richtigen Waffen – Pistole und Maschinenpistole – vertauschen. Und heuer ist sie bei der Polizei im Praktikumsjahr. Sie war bereits am Flughafen München im Einsatz: Streife Laufen und Passkontrolle, „meine erste Strafanzeige habe ich auch schon geschrieben“. Ihr nächster Einsatzort ist der Bahnhof in Rosenheim. Ab Juli wird dann wieder voll trainiert, „Wintersportler werden im Sommer gemacht“, weiß Elisabeth Schmidt. Und sie sagt: „Leistungssport ist bei allen Entbehrungen vor allem auch ein Privileg.“

Zu ihren sportlichen Stärken zählt sie das Laufen und Liegendschießen, am Stehendschießen muss sie noch arbeiten. Und daran, die sehr guten Resultate im Training auch im Wettkampf voll abzurufen, so ihre eigene Einschätzung.

Entscheidung im September

In der kommenden Saison startet sie erstmals bei den erwachsenen Damen. Bei der Deutschen Meisterschaft im September entscheidet sich, ob sie im IBU-Cup, im Deutschlandpokal oder gleich im Weltcup startet.

Und selbst wenn sie erst mal im IBU-Cup startet, besteht die Chance, in einer höheren Klasse anzutreten, wenn mal jemand krank wird: „Man muss sich selbst Zeit geben, aber sich auch Ziele setzen.“ Auch Olympia? Olympia ist nach wie vor ihr ultimatives Ziel: „Ich habe dieses Jahr die Erfahrung gemacht, das man von der nationalen auf die internationale Ebene aufsteigen kann und gleich vorne dabei sein kann.“

Glaube als Fundament

Bei alldem vergisst sie nicht, wo ihre Wurzeln sind, was sie der Familie verdankt, die mit ihr mitfiebert und sie unterstützt. Als Fundament versteht sie auch ihren christlichen Glauben – bis hin zu einem gemeinsamen Gebet mit ihrer Mutter vor einem wichtigen Wettkampf.

Und ihre Wurzeln, dazu gehört auch ihr Heimatverein WSVW. Egal, auf welche Höhen sie der sportliche Erfolg noch führt: „Ich werde immer für Warmensteinach starten.“

Mit freundlicher Genehmigung des NBK.